Donnerstag, 13. September 2007

Ravelry

Gestern Abend hatte ich meine Freundin S. zum Essen geladen. Sie hat einen wunderbaren Beruf: als gelernte Musikinstrumenterestauratorin arbeitet sie hier am hiesigen Musikinstrumentemuseum. Ich habe Menschen, die einen Beruf wie den ihren, der Kreativität mit Handwerk vereint, schon immer sehr beneidet!
S. zeichnet sich auch dadurch aus, dass sie wunderbar nähen kann. Das hat sie zwar nie gelernt, und sie näht auch nie nach Schnittmustern, aber dennoch sind ihre Kleidungsstücke sehr schön und passgenau genäht. Und: sie strickt, zumindest sporadisch. Gestern hat sie einen Pulli aus der Tasche gezogen, dem lediglich zwei Armnähte von der Vollendung trennen. S. hat ihn selber entworfen, und sehr exakt gestrickt: ich war begeistert. Wo ich doch so viel mehr und länger stricke, ich hätte niemals einen Pulli mit einer so exakten Passform (inclusive exakt abgestimmtes Streifenmuster an den selbst berechneten Armkugeln) hingekriegt.
Nachdem ich ihr ein paar Tipps zum korrekten Einnähen der Ärmel gegeben hatte, stürzte sie sich für den Rest des Abends auf mein Wolllager. Mehrfach fragte sie mich, was ich aus diesem oder jenem Garn stricken wolle. Ich konnte es ihr nicht sagen. Wir haben dann ab und zu in Ravelry gestöbert, um zu schauen, wie ein bestimmtes Garn verstrickt aussieht, bzw. um zu sehen, welche Projekte überhaupt daraus gemacht wurden.
S. war zudem sehr entzückt von meinem Vorrat an Sockengarn. Dank Ravelry konnte ich ihr zeigen, wie manches meiner selbstringelnden Sockengarne verstrickt aussieht, bzw. wie unterschiedlich das Maschenbild des Wollmeisen-Sockengarn aussehen kann. Wir suchten auch nach Modellen, die S. in Rowanheften sah und von denen sie sehen wollte, wie sie nachgestrickt aussahen.
Und damit bin ich nun auch endlich beim eigentlichen Thema gelandet. Nach ein paar Wochen der Beta-Mitgliedschaft bei Ravelry kann ich ein erstes Fazit ziehen.
Abgesehen von den zwei, drei Tagen der ersten Begeisterung  habe ich mich nicht mehr länger in der Datenbank aufgehalten. Negatives kann ich bisher nicht berichten, denn das 'Ding' ist ja noch in der Projektphase. Aber etwas nervend finde ich das inflationäre Vermehren von Gruppen mit durchaus seltsamen Zielsetzungen. Details erspare ich euch, zumal es jeden Tag neue Gruppierungen gibt.
Es ist auch egal, was mir an Ravelry nicht gefällt. Wichtiger ist doch, was ich persönlich nutzen kann und möchte. Diese Dinge habe ich bereits oben aufgezählt:

1. Hat man ein bestimmtes Garn und sucht nach einer Anregung zur Verwendung, kann man den Garnnamen bei Ravelry eingeben und wenn man Glück hat, erscheinen ein paar Projekte, je nachdem mit zusätzlichen Informationen der jeweiligen Autorin zu (positiven/negativen) Eigenschaften des Garns. Sehr nützlich!

2. Hat man ein bestimmtes Garn oder will man eines kaufen, weiss aber nicht, wie es verstrickt aussieht (ist besonders bei selbstmusterndem/selbsringelndem Sockengarn sehr hilfreich) und zögert daher mit dem Verstricken: ein Blick in Ravelry hilft auch da.

3. Möchte ich ein Projekt beginnen und such nach Alternativen für das Originalgarn, ein Blick bei Ravelry hilft! Lästiges Googeln fällt weg. Hier hat man ein Modell auch häufig in verschiedenen Farben, verschiedenen Garnen ect. Das ist ebenfalls überaus nützlich.

4. Als ich mich auf die Suche nach den Garnen für SMOULDER machte, habe ich erfahren, wie langwierig es ist, ein bestimmtes, aus dem Programm genommenes Garn zu finden. Je intensiver die Rubrik 'stash' der Ravelry-Mitglieder ausgefüllt werden, desto eher hat man die Chance, bestimmte Garne zu lokalisieren und sich mit der Beitzerin in Verbindung zu setzen, ob diese das Garn verkauft oder tauscht. Auch sehr nützlich! Vor allem, wenn zur Aufzählung des Wollvorrats auch Bilder beigefügt werden: manchmal hat man nur eine Farbnummer oder eine einzige Abbildung einer Farbe: hat man in Ravelry noch Vergleichsbilder ist das gut und hilfreich.

Aus diesen Gründen halte ich persönlich Ravelry für eine sehr gute Angelegenheit, die für mich von erkennbar praktischem Nutzen ist. Aber natürlich beruht der Erfolg des Systems auf der Mitarbeit der Mitglieder. Ich habe zunächst all die belächelt, die ihre Projekte und Wolle incl. Fotos akribisch eingetragen haben. Aber anders geht es nicht: denn eine Datenbank lebt von dem, was man in sie hineinstopft! Daher habe auch ich meinen inneren Schweinehund überwunden und bereits den größten Teil meines Wollvorrats eingetragen, Bilder folgen nach und nach. Ich kann nur jedem raten, sich da anzumelden.

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